Zum theoretischen Hintergrund

Aktuelle Belastungen können Krisen bei jedem Menschen verursachen. Eine bis dahin tragfähige Lebensbalance gerät aus dem Gleichgewicht. Allerdings hat nicht jedes Lebensproblem Krankheitswert. Im Gegensatz zur Psychotherapie geht es bei der Beratung nicht um die Behandlung einer Krankheit, sondern um die Bewältigung einer konkreten Problemlage. Vor allem schwierige Entscheidungsprozesse, Anpassungsstörungen (z.B. in der Schule) und aktuelle Krisen sind Indikationsbereiche für Beratung. 

Ähnlich wie bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird bei der tiefenpsychologisch fundierten Beratung (man spricht heute auch von psychodynamischer Beratung) vom psychoanalytischen Konfliktverständnis ausgegangen. Es basiert auf der These, dass sich äußere, d.h. in der Umwelt befindliche Belastungen (z.B. Leistungsanforderungen in der Schule) mit inneren persönlichen Aspekten (Ängste, Wünsche, Bedürfnisse, Wertvorstellungen, Phantasien) zu einer Konfliktdynamik verbinden, die sich wechselhaft verstärkt.

Tiefenpsychologisch fundierte Beratung ist somit niemals nur ein sachlich fachlicher Dialog, sondern berührt immer auch die eigenen innerseelischen Anteile an der Problemlage.  Ziel einer Beratung ist es, diese Anteile besser zu verstehen. Durch ein besseres Verständnis können die persönlichen Anteile reduziert oder aufgehoben werden, die eine erfolgreiche Überwindung der Problemlage behindern.

Voraussetzung für eine solche Beratungsarbeit ist eine tragfähige Beziehung, in der sich der zu Beratende vom Berater wertgeschätzt und aufgehoben fühlt.